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Dokumentarfilmer besetzen eine wichtige kulturelle Nische

Dokumentarfilmer besetzen eine wichtige kulturelle Nische

Inzwischen gibt es unzählige Dokumentarfilme und Produzenten und damit die unterschiedlichsten Genres und Subgenres zu jeder Kategorie. Der erfolgreichste Film dieser Art ist „Fahrenheit 9/11“ von Michael Moore, der weltweit 222 Millionen US-Dollar einspielte. Ein Dokumentarfilm hat dabei den Anspruch, authentisch zu wirken. Gleichzeitig wird dabei immer auch eine Meinung transportiert. Die Erwartungen des Betrachters an einen Dokumentarfilm sind in der Regel anders als an einen Spielfilm.

Wie sieht das Leben eines Dokumentarfilmers aus?

Vor allem, wenn viel und intensiv zu einem Thema recherchiert wird, bringt dies wenig Einkommen, von dem man leben könnte. Dabei sind Dokumentarfilmer oft Allrounder. Sie haben einen hohen Rechercheaufwand, führen selbst die Kamera, schneiden und müssen am Ende das Werk auch noch mit Kommentaren versehen. Auf der anderen Seite tragen sie im hohem Masse zur Bereicherung der Kultur bei, was allerdings im Regelfall wenig kommerziellen Erfolg aufgrund geringer Nachfrage bedeutet. Daher gehört es ebenfalls dazu, Anträge zu auszufüllen und sich über die Finanzierung durch öffentliche Geldgeber Gedanken zu machen. Besonders Tier- und Naturfilmer haben darüber hinaus oftmals hohe Reisekosten, sind viel unterwegs und müssen sich um die Logistik selbst kümmern. Das macht aber auch den besonderen Reiz dieses Berufes aus.

Wie finanzieren Dokumentarfilmer ihre Filme?

Die Finanzierung läuft in der Regel über staatliche Förderprogramme. In den deutschsprachigen Ländern gibt es eine öffentliche Filmförderung, über die Dokumentarfilmer Gelder erhalten können. Der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (Arge DOK) Thomas Frickel in Deutschland spricht von einer grundsätzlichen Lohnknappheit im Dokumentarfilmbereich. Für die meisten kleineren Produzenten lohnt sich dabei ein globaler kommerzieller Vertrieb nicht. Erhebliche Einsparungen bei den Verwaltungskosten sind die Folge, was wiederum der eigentlichen Produktion zugute kommt.

Welche bekannten Dokumentarfilmer sind am häufigsten im Gespräch?

Neben Michael Moore, einem der auch kommerziell erfolgreichsten Dokumentarfilmer, gibt es weitere bekannte Protagonisten. Der Regisseur und Produzent Volker Heise hat einige der längsten Dokumentarfilme der Welt produziert. 80 Kamerateams drehten einen kompletten Tagesablauf in Krankenhäusern, Unternehmen, Privathaushalten, Polizeistationen und Bars. Man kann darin die Berliner beim Frühstück, in der U-Bahn, bei der Arbeit, beim Nichtstun, beim Feiern und beim Schlafen 24 Stunden lang in Echtzeit beobachten. Brötchen werden gebacken und Strassen gefegt. Menschen heiraten, sitzen im Gefängnis oder warten im Krankenhaus auf ihre Operation.

Orlando von Einsiedel ist ebenfalls einer der erfolgreichsten Filmemacher. 2014 erhielt er 27 weltweite Auszeichnungen, eine gute Werbung für seine Talente als überzeugender Geschichtenerzähler mit einem Auge für eindrucksvolle filmische Bilder und einem Talent für Fragen und Recherchen. Nach dem Zweiten Weltkrieg brachte sich der Tierfilmer Heinz Sielmann durch weltweit beachtete Filme über die afrikanische Tierwelt ins Gespräch.

Welche Kategorien und Kulturen gibt es in Dokumentarfilmen?

Die wichtigsten Themen nach Kategorie sind:

  • Politik und Wirtschaft
  • Kultur
  • Geschichte
  • Kunst
  • Musik
  • Sport
  • Gesellschaft und Leben

Politische Dokumentarfilme spielen auch heute noch eine wichtige Rolle, seien es die Videos des österreichischen Regisseurs Hubert Sauper oder die Filme der deutschen Filmproduzentin Kathrin Lemme, deren Dokumentarfilm „Eisenfresser“ (Regie: Shaheen Dill-Riaz) unter anderem den Grimme-Preis 2010 gewann. Aufwendige politische Dokumentationen sind eine Spezialität der Berliner Filmproduktionsfirma Gebrüder Beetz. Der dänische Regisseur Frank Piasecki Poulsen dokumentierte in seinem von Amnesty International preisgekrönten Video „Blood in der mobile“ den illegalen Abriss von Koltan im Kongo im Jahr 2009.

Der kĂĽnstlerische Dokumentarfilm unterscheidet sich oft formal von vielen anderen journalistischen Formaten, da eine allwissende Kommentarstimme fehlt. Der experimentelle Dokumentarfilm als Untergenre des Experimentalfilms nutzt spielerisch Elemente und Konventionen des Dokumentarfilms. Eine spezielle Untergattung ist der Kompilationsfilm. So bezeichnet man einen Film, der aus neu bearbeitetem Archivmaterial, Interviews und Spielszenen besteht.

Wo werden Dokumentarfilme veröffentlicht?

Oft sind Filmfestivals der einzige Ort, an dem Interessierte auf Dokumentarfilmer treffen können, die im Mainstream angesiedelt sind. Nicht mitgezählt sind die zahlreichen regionalen Festivals, auf denen man sich als Dokumentarfilmer ebenfalls ins Gespräch bringen kann. Was das Fernsehen betrifft, sind besonders die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten und Kultursender Abnehmer von Dokumentarfilmen. Auf der anderen Seite steigt aber auch die Nachfrage nach Dokumentarfilmen auf Streaming-Plattformen wie Netflix.

Wie kommen Dokumentarfilmer zu ihrem Beruf?

Es ist charakteristisch, dass Dokumentarfilmer Berufserfahrungen aus anderen Bereichen mitbringen – zum Beispiel als Journalisten, Forscher oder Künstler – und einen ihrer Disziplin angemessenen Stil entwickeln, von der nüchternen Reportage bis hin zu Essays. Gemeinsam ist ihnen auch, dass sie bei der Herstellung eines Films eine Vielzahl von Berufen aufgeben müssen und wiederum gemeinsam die notwendigen kommerziellen Fähigkeiten besitzen, um Sponsoren oder Kunden zu finden.

Was bedeutet das „Open-Source-Modell“ im Dokumentarfilm?

Eine Initiative der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm hat einen umfassenden Vorschlag für ein neues Produktionsmodell im öffentlich-rechtlichen Bereich vorgelegt. Das Ziel des Vorschlags: Öffentlich geförderte Dokumentarfilme sollen auch unter offenen Lizenzen zugänglich gemacht werden. Konkret sieht es eine Lizenzierung unter Creative Commons BY-SA vor, was auch eine kommerzielle Nutzung erlaubt. In diesem Zusammenhang hätte eine separate Plattform den Charakter eines zentralen öffentlichen Archivs mit zusätzlichem Inhalt.

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